Eine Studie zu mittelalterlichen Kirchen in Niederösterreich und
Norddeutschland ergab, dass deren Achsen nicht mit Hilfe des Kompasses gegen Osten ausgerichtet wurden.
Weitere geomagnetische Messwerte, die weit über den Zeitbereich der historischen
Beobachtungen
hinausgehen, können aus archäo- und paläomagnetischen (indirekten) Untersuchungen gewonnen werden. Es
wurden archäomagnetische Messkampagnen durchgeführt, die einerseits zur Erweiterung der Datensammlung
und andererseits zur archäomagnetischen Datierung genutzt wurden. Die neu akquirierten direkten und
indirekten Daten sowie bereits bestehende Sammlungen wurden in der
Online-Datenbank HISTMAG zusammengefasst, welche die
Grundlage für detaillierte Untersuchungen der verschiedenen Datengruppen bildete. Hier wurden vor allem
systematische Abweichungen von indirekten im Bezug auf direkte Messwerte analysiert, wobei neue Methoden
zur Berücksichtigung der sehr inhomogenen Datensätze entwickelt wurden. Zusätzlich zu der in der HISTMAG
Datenbank eingebundenen Metainformation, erlaubt eine „User-Kommentar-Funktion“ eine wissenschaftliche
Diskussion über einzelne Datensätze die zur Qualitätsbewertung herangezogen werden kann.
Aufbauend auf der Datenbank und den Qualitätsstudien der Datensätze wurde der bestehende
Modellierungsansatz adaptiert. Dazu wurden unzuverlässige Daten gefiltert und die heterogene Datenverteilung,
die vor allem durch einen starken Datenzuwachs in der historische Epoche gekennzeichnet ist, homogenisiert.
Das fertige Modell erlaubt die Berechnungen des geomagnetischen Feldes und dazugehöriger Unsicherheit für
jeden Ort auf der Erdoberfläche über die letzten 3000 Jahre. Zusätzlich können damit Studien zum Feldverhalten
an der Kern-Mantel-Grenze sowie spezielle Feldmerkmale (e.g., so genannte Jerks) durchgeführt werden.
Neben generellen Aussagen über die zeitliche und räumliche Entwicklung des Erdmagnetfeldes, kann das
Modell – wie bereits bei einer archäologischen Studie angewandt – zur archäomagnetischen Datierung
herangezogen werden. Ein weiteres Anwendungsbeispiel stellt die mögliche Verbindung von starken
Feldschwankungen und klimatischen Variationen dar.